Nachhaltiges Bauen: Micha Berger im Interview

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Immobilien
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26/5/2024

Micha Berger ist Inhaber und Geschäftsführer der Zellweger Architekten AG. Im Interview teilt er seine Ansichten über nachhaltiges Bauen und dessen Entwicklung in den letzten Jahren und sagt, wo die Schweiz im Hinblick auf Nachhaltigkeit im Bauwesen steht.

Herr Berger, wer sind Sie und was machen Sie?

Aufgewachsen in Thun, wohne ich mittlerweile wieder hier und bin stolzer Familienvater von drei Kindern. Gestartet bin ich mit einer Lehre als Bauzeichner und Berufsmatura in einem Ingenieurbüro. Anschliessend zog ich ins Ausland, wo ich Weiterbildungen im grafischen Bereich absolvierte und selbstständig als Grafiker tätig war. Gleichzeitig absolvierte ich eine Ausbildung in 3D-Visualisierung und arbeitete parallel bei einem Haustechnikunternehmen in Bern. Danach begann ich ein berufsbegleitendes Architekturstudium, das verschiedene Bereiche wie Gestaltung, Detailthematik und Management abdeckte. Dank all diesen Erfahrungen konnte ich meinen Rucksack mit viel Theorie und Praxis füllen. Seit sechs Jahren führe ich nun in der vierten Generation die Firma Zellweger Architekten AG, welche seit 1954 als Traditionsfirma bekannt ist.

Wie kann nachhaltiges Bauen umgesetzt werden und welche Materialien werden dabei verwendet?

Gute Frage. Ich verstehe nachhaltiges Bauen umfassend und schliesse darin ökologische, ökonomische und soziale Ziele ein, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Ich kann es nicht ausschliesslich auf die Materialisierung reduzieren – nachhaltiges Bauen ist ein Zusammenspiel all dieser Faktoren.

Wie hoch ist heute die Nachfrage für nachhaltiges Bauen im Vergleich zu den letzten 5 Jahren? Wie hat sich das entwickelt?

Die Entwicklung bei der Nachhaltigkeit war schon immer vorhanden. In der Baubranche zeigt sich dies durch neue Technologien und ein wachsendes Bewusstsein für den Bestand. Ziel ist es, diesen Bestand in die gesamte Entwurfsthematik einzubeziehen, anstatt Gebäude zu errichten, die beliebig platziert werden könnten.

Darüber hinaus haben uns die Lieferketten-Engpässe aus der Corona-Pandemie gelernt, wieder mehr auf lokale Materialen zu setzen. Und, wir haben schätzen gelernt, wie wertvoll es ist, lokale Unternehmen einzubeziehen, die über das notwendige Know-how vor Ort verfügen.

Aber zu guter Letzt ist es natürlich wichtig, den richtigen Partner für das Projekt zu finden, da nicht alle über die nötige Expertise verfügen.

Worin liegen die Vor- und Nachteile gegenüber Bauten, die nicht nachhaltig gebaut wurden?

Nachhaltiges Bauen bietet grundsätzlich nur Vorteile. Ansonsten wurde irgendein Aspekt vernachlässigt. Einerseits hat man wahrscheinlich den falschen Partner erwischt, wenn nicht nachhaltig gebaut wurde und ist nicht auf Kundenwünsche eingegangen. Anderseits wurden die Thematiken mit den komplexen Baureglementen und den Kundenwünschen nicht unter einen Hut gebracht. Der Nachteil entsteht dadurch, dass fehlende Qualität und billiges Bauen häufig zu einer notwendigen Sanierung in naher Zukunft führen.

Sind nachhaltig gebaute Gebäude zwingend teurer als herkömmlich erstellte Bauten? Wenn ja, warum?

Auch eine gute Frage. Zwingend teurer nicht unbedingt. Es gibt viele clevere und innovative Ansätze im Bauwesen. Der Preis hängt stark vom jeweiligen Bauprojekt, den Anforderungen des Bauherrn und den spezifischen Gegebenheiten vor Ort ab. Zudem müssen heutige Vorschriften und Standards berücksichtigt werden, deshalb ist jedes Gebäude individuell abgestimmt auf all diese Aspekte.

Allgemein hat eine Preiserhöhung stattgefunden, auch bedingt durch die Zuwanderung, die Verknappung von Bauland und das Fehlen von Landreserven. Hinzu kommen aufwändigere und teurere Vorschriften sowie Genehmigungsverfahren.

Wo steht die Schweiz im Hinblick auf Nachhaltigkeit im Bauwesen?

Qualitätsmässig haben wir einen sehr hohen Baustandard und nehmen eine führende Rolle ein. Sowohl der öffentliche als auch der private Sektor setzen stark auf nachhaltiges Bauen. Strenge Vorschriften und Baustandards zielen auf nachhaltiges Bauen ab und tragen dazu bei, dass wir grundsätzlich auf einem hohen Standard bauen. Zudem werden die Zielsetzungen für energetische Sanierungen und Neubauten laufend an den aktuellen Wissensstand angepasst. Wohin diese Entwicklung führen wird, ist ungewiss, womöglich könnte es darauf hinauslaufen, dass sich nicht mehr so viele Leute ein Eigenheim oder Wohnraum leisten können. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich das weiterentwickelt.

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Micha Berger, Architekt BA BFH, ist Inhaber und Geschäftsführer der Zellweger Architekten AG und bietet ideenreiche, realistische und kostenoptimierte Lösungen zu komplexen, nachhaltigen Bauaufgaben.
micha.berger@za-ag.ch
033 334 40 18
www.za-ag.ch

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